Stress ist ein evolutionär wichtiger Teil unseres Lebens. In früheren Zeiten, in denen Menschen mit fleischfressenden Raubtieren konfrontiert waren, sicherte unsere Stressreaktion unser Überleben. Auch heute existieren Gefahren für unser Überleben, nur die Formen, in denen sie auftreten, unterscheiden sich zu früher.

WAS PASSIERT IN MEINEM KÖRPER?

Die körperliche Reaktion auf Stress ist immer die gleiche, ganz egal, ob der Auslöser Angst, Überarbeitung, Konflikte oder ein Angriff eines Raubtieres ist.

Stress ist eine Änderung in der Balance des sympathischen und parasympathischen Nervensystems. Diese beiden Anteile des autonomen vegetativen Nervensystems regeln im Hintergrund alle Funktionen unseres Körpers. Wenn die sympathische Aktivität hoch ist, befinden wir uns im sog. „Kampf- oder Fluchtmodus“ (= Stress)! Dieser ist gekennzeichnet durch eine erhöhte Herzfrequenz, Atmung sowie Durchblutung der Muskeln. Die Blutzufuhr der Verdauungs- und Fortpflanzungsorgane wird gedrosselt, die Pupillen weiten sich. Wir neigen zum Schwitzen und unser Immunsystem wird herunter- gefahren.

Parasympathische Aktivität ist im Wesentlichen das Gegenteil. Ein Beispiel für eine hohe parasympathische Aktivität ist der Schlafzustand, wenn sich unser Körper im Reparatur- und Regenerationsmodus befindet.

Der Begriff ,,autonom“ bedeutet im Wesentlichen, dass die Prozesse im Hintergrund laufen und wir sie nicht bewusst verändern können. Allerdings sind wir Menschen in der Lage, unser Gehirn ,,denken“ zu lassen, dass eine bestimmte Situation gefährlich sei, worauf unser Körper mit der Stressreaktion antwortet. Ein einfaches Beispiel kann die Angst vor dunklen Räumen sein. Obwohl der Raum absolut sicher ist, kann das bloße Eintreten Gefahr signalisieren, Angst auslösen und somit zur sofortigen Kampf- und/oder Fluchtreaktion führen. Aber auch z.B. der Konflikt am Arbeitsplatz stellt für viele eine „Bedrohung“ dar. Wer ständig, wenn auch unbewusst, Stress generiert, leidet häufig u.a. unter Verdauungsproblemen, sexueller Dysfunktion und einer Schwächung des Immunsystems.

WIE IST STRESS AUFGEBAUT?

Wenn Sie mit Gedanken auf ein bestimmtes Ereignis reagieren, stimulieren diese Gedanken eine hormonelle Reaktion. Dies erzeugt ein emotionales Gefühl in Ihrem Körper, was wiederum Einfluss auf die Art und Weise Ihres Denkens hat. Ihre Gedanken stimulieren bestimmte Nervenzellen im Gehirn, die neue Verbindungen mit anderen Nervenzellen eingehen, ähnlich wie beim Händeschütteln. So werden Gedanken und Gefühle zu einem bestimmten Ereignis in Ihrem Gehirn als Erinnerung abgespeichert. Je öfter Sie diesem Ereignis ausgesetzt sind und je ähnlicher die Reaktion darauf ist, desto stärker und intensiver ist die Erinnerung bzw. Reaktion auf dieses Ereignis.

STRESS IST IHRE ENTSCHEIDUNG!

Wer kennt nicht Aussagen wie ,,Ich hasse es, wenn…“ oder „Mir graust es schon vor…“. Sie selbst entscheiden, wie Sie mit bestimmten Ereignissen oder Konfrontationen umgehen, denn es erfolgt immer (bewusst oder unbewusst) eine Bewertung der jeweiligen Situation. Sie können denken, es ist stressig oder Sie sehen es als eine Erfahrung an oder als etwas, was außerhalb Ihrer Einflussmöglichkeiten liegt und somit keiner (unangemessenen) Reaktion bedarf.

Sie selbst entscheiden, was und wie Sie denken. Das bedeutet, Sie können beeinflussen, ob etwas oder jemand Stress für Sie bedeutet. Das heißt leider nicht, dass dies einfach ist.

SCHAFFEN SIE NEUE VERBINDUNGEN

Unser Gehirn lernt durch Wiederholungen. Das gilt für motorische Bewegungsabläufe genauso wie für Denkmuster. Es gibt einige wichtige Schritte, die wiederholt werden müssen, um Ihr Denk- und Bewertungsverhalten über bestimmte Situationen zu verändern.
Als erstes müssen Sie erkennen, was oder wer der Auslöser für Ihren Stress ist. Das muss so spezifisch wie möglich sein. Ist es ein Verhalten oder die Art oder der Umfang der Arbeit?
Danach sollten Sie sich bewusst werden, wie Sie reagieren und warum Sie so reagieren. Sie wissen bereits, dass Ihre bisherige Reaktion nicht hilfreich ist und dass Sie bei der nächsten Konfrontation eine neue „Antwort“ benötigen. Diese neue Antwort muss ständig geübt werden, um neue Nervenverknüpfungen (das ist wie Händeschütteln) in Ihrem Gehirn zu schaffen, die eine neue positive emotionale Reaktion ermöglichen. Die alten Verbindungen werden nicht mehr gepflegt, sodass diese Erinnerungen und Reaktionen verblassen.
Je besser Sie Ihre Auslöser erkennen und darauf eine neue Reaktion implementieren, desto schneller werden Sie Ihren wahrgenommenen Stress auf ein gesundes Niveau bringen.

PRAXISTIPPS

Im Umgang mit anderen Menschen kommt es vor, dass ein bestimmtes Verhalten als persönlicher „Angriff“ verstanden bzw. interpretiert wird. Oft sind sich die Personen ihrer Außenwirkung nicht bewusst. In solchen Fällen ist es ratsam, die Personen darauf anzusprechen, um die eigene Reaktion auf deren Verhalten zu verbessern.
Die meisten Dinge, die uns auf dieser Welt Sorge bereiten, sind nicht wichtig. Auf vieles haben wir sowieso keinen Einfluss. Allein diese Erkenntnis macht das Leben viel einfacher.

WIE KANN CHIROPRAKTIK HELFEN?

Viele meiner Patienten berichten im Laufe der Zeit davon, dass sie ruhiger, gelassener, ausgeglichener geworden sind. Heilung wird durch das Nervensystem gesteuert, welches durch regelmäßige Justierungen intakt gehalten wird. Der Körper hat dadurch die Möglichkeit, sich schneller zu erholen. Er ist in der Lage, Alltagsstressanforderungen besser zu begegnen. (Quelle: 4)
Die chiropraktische Justierung nimmt den Stress vom Nervensystem und kann somit die Regenerationszeit verkürzen.
Dies hat auch Auswirkungen auf die emotionale Situation. (Quelle: 4&5)
Neue Studien (Quelle: 2&3) zeigen ebenso, dass die Justierungen das Immunsystem stärken.


 

 


QUELLEN:

1. Neil, J.: Manipulative Therapy and Immune Response: A literature review of the chiropractic and osteopathic evidence. Clinical Chiropractic 2012;15(3):186

2. Kolberg, C et al: Peripheral oxidative stress blood markers in patients with chronic back or neck pain treated with high-velocity, low-amplitude manipulation. Journal of Maipulative and Physiological Therapeutics. 2014.

3. Fryer, G. et al: Paraspinal Muscles and Intervertebral Dysfunction. Lit. Review. JMPT 2004: 27(4).

4. Kang, DH et al: Changes in complementary and alternative medicine use across cancer treatment and relationship to stress, mood, and quality of life. Journal of Alternative Complementary Med. 2014 Nov;20(11):853-9.

5. Guzy, G. et al: Age Moderates the Relationships between Family Functioning and Neck Pain/Disability. PLoS One. 2016 Apr 14;11(4)


Der vorausgegangene Text stellt lediglich eine Information und keinen Therapievorschlag dar. Für die Umsetzung oder Nichtumsetzung der vorgeschlagenen Ratschläge und deren Folgen ist alleinig der Leser verantwortlich.